Das Studierendenwerk Siegen hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Jahresüberschuss i. H. v. rund 1,1 Millionen Euro abgeschlossen. Die beiden vergangenen Corona-Jahre haben im Bereich „Gastronomie“ zu starken Umsatzeinbrüchen geführt. Trotzdem ist das Ergebnis insgesamt noch verhältnismäßig gut ausgefallen. Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks, erklärt das so: „Dass wir auch das zweite Corona-Jahr noch mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen haben liegt daran, dass wir wieder Kurzarbeitergeld beziehen und dass wir den jährlichen Landeszuschuss, mit dem wir normalerweise das Mensa-Essen subventionieren, nur teilweise zu diesem Zweck einsetzen konnten. Wir sind sehr froh, dass wir auch im vergangenen Jahr keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen mussten. Insgesamt sind wir noch einmal mit einem ‚blauen Auge‘ davongekommen.“ Der Jahresüberschuss 2021 wurde wie in den Vorjahren komplett in die Rücklagen eingestellt. Diese werden in das anstehende Wohnheim-Projekt am Effertsufer 74 investiert.
Die einzelnen Bereiche:
Gastronomie
Die Lehre an der Universität lief im Jahr 2021 lange Zeit weiter hauptsächlich online und der Campus blieb leer. Die Mensen, die Cafeterien und das Bistro waren bis September 2021 komplett geschlossen. Erst im Oktober, zu Beginn des Wintersemesters 2021/22, wurden alle Betriebe wieder geöffnet. Leider blieben die Gästezahlen während dieser drei Monate weit hinter den Erwartungen zurück. Mitte Dezember 2021 mussten die Cafeterien „Hölderlinstraße“ und „Paul-Bonatz-Straße“ mangels Auslastung bereits wieder geschlossen werden. Der Gastroumsatz blieb demzufolge im Berichtsjahr mit 383 TEUR sehr niedrig und lag sogar noch 11 Prozent unter dem Vorjahresumsatz. 99.210 Essen wurden im Jahr 2021 verkauft. Das sind nur etwa 20 Prozent des Umsatzes vor Corona.
Ausblick:
Im aktuellen Sommersemester zeigt sich, dass sich das Leben an der Universität trotz des Wegfalls der meisten Corona-Schutzmaßnahmen und trotz Wiedereinführung der Präsenzlehre grundlegend geändert zu haben scheint. Es sind immer noch wesentlich weniger Menschen am Campus als vor der Pandemie. Von einem „normalen“ Universitätsbetrieb kann noch keine Rede sein. Die Auslastung der Gastrobetriebe ist dementsprechend weiterhin mäßig. Aus diesem Grund sind die Cafeterien am Campus „Hölderlinstraße“ und „Adolf-Reichwein-Straße“ derzeit geschlossen. Ob oder wann das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden kann, ist fraglich.
Studentisches Wohnen
Der Umsatz aus der Vermietung von Wohnheimplätzen ist im Jahr 2021 leicht angestiegen. Das liegt zum einen an einer leichten Mieterhöhung im April 2021 und zum anderen an der Vermietung der 27 neuen Wohnheimplätze in der Friedrichstraße ab dem 1. September 2021. Die Wohnraumversorgungsquote lag im Jahr 2021 mit 970 Plätzen und 17.841 Studierenden bei 5,4 Prozent. Der NRW-Durchschnittswert liegt bei 6,4 Prozent. Zielmarke sind 10 Prozent. Die Belegungsquote der Wohnheime betrug rund 96 Prozent. Für die Instandhaltung und Wartung wurden im Jahr 2021 rund 329.000 Euro ausgegeben. Über das Online-Wohnraumportal www.studentisches-wohnen-in-siegen.de konnten im Geschäftsjahr nur 26 Zimmer privater Vermieter:innen provisionsfrei vermittelt werden – Corona-bedingt deutlich weniger als in den Vorjahren.
Ausblick:
Das Studierendenwerk arbeitet weiter am Wohnheimprojekt „Effertsufer 74“. Hier sollen insgesamt 140 Wohneinheiten – im Wesentlichen Apartments und Doubletten – entstehen. Die Baugenehmigung liegt vor. Das Projekt wird derzeit vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen noch einmal hinsichtlich des Energiekonzepts überarbeitet. Die Fertigstellung des Wohnheims und der Erstbezug durch die Studierenden sind zum Wintersemester 2024/25 geplant.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Digitalisierung auch im Studium immer wichtiger wird. Das Wohnheimzimmer ist durch Online-Lehrformate immer mehr auch zum Arbeits- und Lernort geworden. Die Infrastruktur in den Wohnheimen ist darauf bisher allerdings nicht ausgelegt. Alle Wohnheime sollen daher noch in diesem Jahr mittels Glasfasernetz an das Rechenzentrum der Universität Siegen angeschlossen werden. Das Projekt wird rund 1,5 Mio. Euro kosten und wird vom Land NRW gefördert.
Studienfinanzierung
Die Zahl der BAföG-Anträge ist im Jahr 2021 um etwa 15 Prozent gestiegen, obwohl die Zahl der eingeschriebenen Studierenden gesunken ist. Durch die Corona-Epidemie-Hochschulverordnung (CEH-VO) wurde eine landesweite Erhöhung der Regelstudienzeiten um insgesamt vier Fachsemester vorgenommen. Dadurch konnten deutlich mehr Studierende einen Wiederholungsantrag stellen. Die Gesetzesnovellierungen in den Jahren 2016 und 2019 haben hingegen nicht den gewünschten Effekt erzielt, nämlich den seit Jahren anhaltenden Sinkflug des BAföG zu beenden und wieder mehr Studierende zu erreichen. Etwa 21 Prozent der Studierenden in Siegen stellten einen BAföG-Antrag, rund 18 Prozent erhielten auch BAföG. Insgesamt wurden rund 17,7 Millionen Euro BAföG ausgezahlt, etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr.
Das Studierendenwerk vermittelt neben BAföG-Leistungen auch zinslose Kredite der Darlehenskasse der Studierendenwerke e. V. (Daka) und Gelder aus dem Studienkreditprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Hilfreich waren in der Corona-Zeit für die Studierenden sicherlich auch die Überbrückungshilfen, die wir von Siegen aus in Zusammenarbeit mit unserem Dachverband, dem Deutschen Studentenwerk (DSW) mit Sitz in Berlin, konzeptionell aktiv mit entwickeln durften.
Ausblick:
Die Studierendenwerke fordern schon seit Jahren eine strukturelle Reform der staatlichen Studienfinanzierung, des BAföG. Grundsätzlich begrüßt Detlef Rujanski die gerade verabschiedete 27. BAföG-Anpassungsnovelle, nach der unter anderem die Elternfreibeträge und Bedarfssätze steigen und die Altersgrenzen heraufgesetzt werden. „Das ist ein guter Ansatz. Allerdings wird die aktuelle Erhöhung der Bedarfssätze um 5,75 % faktisch von der Inflation schon wieder aufgefressen. Da muss die Bundesregierung rasch nachlegen. Die nächste Erhöhung von Bedarfssätzen und Elternfreibeträgen müsste jetzt schon auf den Weg gebracht werden, im Sinne einer regelmäßigen BAföG-Erhöhung, die an die Entwicklung von Preisen und Einkommen gekoppelt ist. In jedem Fall muss aber ein Notfallmechanismus in das BAföG eingearbeitet werden.“
Kinderbetreuung
Die Kita des Studierendenwerks hat insgesamt 70 Plätze und war auch im Jahr 2021 voll belegt. In der benachbarten Flexi stehen für Kinder von Studierenden und Universitätsangehörigen zwölf Plätze zur Verfügung. Die Betreuungsstunden können hier flexibel gebucht werden. Die Flexi ist ein Gemeinschaftsprojekt von Universität und Studierendenwerk. Das Studierendenwerk betreibt die Einrichtung, die Universität trägt die Betriebskosten. Beide Einrichtungen waren auch im vergangenen Jahr von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Gerade in der ersten Jahreshälfte gab es immer wieder neue Vorgaben für den Betrieb der Kita. Die Flexi blieb in der ersten Jahreshälfte sogar komplett geschlossen.
Ausblick:
Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen in der Kita des Studierendenwerks ist weiterhin gut. Die Auslastung der Flexi hingegen ist während der Corona-Zeit stark zurückgegangen, da das Konzept der Einrichtung – die flexible, stundenweise Kinderbetreuung – ja gerade auf den Präsenzbetrieb an der Universität ausgelegt ist. Die Finanzierung der Flexi durch die Universität ist noch bis Ende 2023 sichergestellt.
Studierendenzahl / Sozialbeitrag
Die Studierendenzahl lag im Wintersemester 2021/22 bei 17.841 und ist gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. In den kommenden Jahren sollen sich die Studierendenzahlen laut Prognose der Universität auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Der Sozialbeitrag der Studierenden an das Studierendenwerk beträgt seit dem Sommersemester 2012 90,50 Euro und wird auch für das Wintersemester 2022/23 konstant bleiben.
Kontakt für die Medien:
Studierendenwerk Siegen
Katrin Ziegert
Tel.: 0271 740‑4883
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